MOTIVATION
Wieso ? Weshalb ? Warum ?
Die Vario-Bench entstand aus einer gewissen Unzufriedenheit mit meiner vorhandenen Technik. Die funktionierte zwar so halbwegs aber eben nicht so genau wie ich mir das vorgestellt hatte. Jammern hilft nicht weiter, und wenn man sich schon an die Arbeit macht...dann lieber gleich richtig. Ich habe die Vario-Bench daher erst einmal für meine eigenen Anforderungen konzipiert; ich bin Hobbyschreiner mit hohem Genauigkeitsanspruch, aber endlichen finanziellen und räumlichen Möglichkeiten. Mein Ziel war es daher, eine präzisere und unkomplizierte Alternative zu entwickeln, mit der ich sehr genau arbeiten konnte. Mittlerweile ist die Vario-Bench sehr gut im Markt angekommen; offenbar haben viele andere Hobbyschreiner ähnliche Herausforderungen. Das motiviert mich sehr, weiter zu tüfteln! Meine Ansprüche sind dabei:
- Hoher Nutzwert: Mein Hauptziel war von Anfang an, Nutzern einen echten Mehrwert zu bieten, insbesondere präzise Arbeitsergebnisse mit geringem Aufwand und einfacher Handhabung möglich zu machen.
- Multifunktionalität; offen statt proprietär: Da jeder Holzwerker einen anderen Arbeitsstil hat, und ich nicht alle Anwendungen vorhersehen kann, halte ich die Dinge lieber so flexibel wie möglich. Ein gutes Beispiel ist der Präzisionsanschlag, bei dem die Dimensionierung und schiere Anzahl der Langlöcher sicherlich nicht unmittelbar nachvollziehbar sind. Das Ziel war aber eben, dass dieser Anschlag nicht nur in verschiedensten Montagepositionen und für unterschiedliche Aufgaben an der Vario-Bench funktioniert, sondern auch an anderen, ggf. auch selbst hergestellten Lochrasterplatten. Ich finde, das ist die bessere Alternative, als Werkzeuge mit nur begrenzten Einsatzmöglichkeiten zu entwerfen, die nur genau eine Arbeitsweise zulassen und nur in dem abgeschlossenem "Ökosystem" eines Herstellers funktionieren. Aus dem gleichen Grund arbeite ich, wo es geht, mit möglichst geradzahligen "runden" Dimensionen und nicht krummen Werten; das macht es Nutzern leichter, Vorrichtungen zu bauen die kompatibel sind (siehe z.B. den 100mm Lochabstand der Vario-Bench Platte). Wenn möglich, versuche ich außerdem, bei meinen Entwicklungen "abwärtskompatibel" zu sein.
- Hohe Produktqualität: Wenn das Werkzeug schon nicht präzise gemacht ist, wird es mit dem genauen Arbeitsergebnis schwer. Meine Werkzeuge sollen aber auch lange halten und den Müllberg nicht noch weiter wachsen lassen. Das bedeutet auch, langlebige und hochwertige Materialien zu nutzen. Daher lieber aus "dem Vollen gefräst", als ein paar Euro in der Produktion gespart und ein weiteres kurzlebiges Produkt gebaut zu haben.
- Ansonsten glaube ich auch noch, dass "form follows function" ein ganz guter Ansatz ist - als Ingenieur kann ich allerdings auch gar nichts Anderes.
- Nachhaltigkeit: Für Holzhandwerker irgendwie selbstverständlich. Für mich bedeutet das konkret:
- Produktion so lokal wie möglich. Das hält die Transportwege und damit deren Umweltbelastung kurz. Außerdem habe ich damit einen sehr direkten Draht in die Produktion. Bis auf die Magnete und einige Normteile werden alle Vario-Bench Teile in Deutschland produziert; die Metallteile sogar in "Fahrradentfernung" von meinem Wohnort. Ja, es gibt günstigere Standorte, und hohe Qualität ist auch in Deutschland nicht immer ein Selbstläufer. So lange es sich darstellen läßt, möchte ich aber bei meinem Ansatz bleiben. Die Magnete kommen zwar von einem Deutschen Anbieter produziert werden sie aber in China; Sie wissen ja: Die Seltenen Erden...ich habe mir die Finger wund gesucht, konnte aber keine Alternative finden. Wenn Sie eine Firma kennen, die Neodymmagnete in Europa auf Maß herstellt, geben Sie mir bitte Bescheid.
- Nachhaltige Produkte sind insbesondere solche, die möglichst lange halten - siehe oben.
- Bei den Verpackungen achte ich nicht auf Schönheit, sondern auf ausreichenden Schutz und dort, wo es Sinn macht, auf gute Wiederverwendbarkeit und auf jeden Fall auf gute Wiederverwertbarkeit. Letzteres bedeutet für mich, u.a. kein Verbundmaterial zu verwenden, sondern eine Verpackung, die Sie unproblematisch dem Recycling zuführen können. Hätten Sie lieber eine aufwändige Hochglanz-Blisterverpackung gehabt oder ein schönes "Unboxing"-Erlebnis? Tut mir leid...
Wie Alles anfing:
Gebastelt und getüftelt habe ich schon immer - auch mit Holz, zu Studienzeiten aber mehr an Fahrrädern. Tiefer eingestiegen in das wunderbare Hobby der Holzbearbeitung bin ich dann erst, als ich meine erste Wohnung bezogen habe und der Wunsch nach Holzmöbeln kam. Ein befreundeter Schreiner nahm mich irgendwann an die Hand, und wir konnten in der gut ausgestatteten Schreinerei seines damaligen Arbeitgebers ein erstes gemeinsames Möbelprojekt umsetzen. Ich konnte zwar naturgemäß nur die einfachen Tätigkeiten übernehmen, aber es hat riesig Spaß gemacht, und ich habe dabei auch eine Menge gelernt. Schnell entstand der Wunsch, auch im heimischen Keller zu basteln. Nach und nach wurden die Projekte anspruchsvoller, was auch zu immer mehr Werkzeug führte. Dabei habe ich mich meistens von dem Motto keinen lassen: "es immer billiger, sich gleich das richtige Werkzeug zu kaufen, als erst das Falsche und dann das Richtige" (o.k. ich hatte irgendwie immer schon eine gewisse Leidenschaft für hochwertiges Werkzeug). Mit dem meisten Werkzeugen bin ich gut zurecht gekommen, nur mit meinem damaligen Multifunktionstisch zu arbeiten - speziell zu sägen - fand ich immer etwas unbefriedigend - aber der wurde wohl ursprünglich auch für die Arbeit auf der Baustelle entwickelt und weniger zur Herstellung von Möbeln. Eine später angeschaffte kleine Kreissäge funktionierte leider auch nicht wie gewünscht - selbst der Techniker des Herstellers konnte diese nicht so einstellen, dass sowohl vertikale als auch horizontale rechte Winkel präzise damit herstellbar waren. Ich habe sie zurückgegeben und mich schließlich selbst an die Arbeit gemacht...
Eigentlich wollte ich ja nur Möbel bauen, jetzt baue ich auch noch eine Webseite. Man lernt nie aus...
Mika Semann